Ausgestoßene der Woche: Xi bläst Halali. Carlsen fällt um.

Ausgestoßene der Woche: Xi bläst Halali. Carlsen fällt um.


Der erste Ausgestoßene der Woche ist der Carlsen Verlag. Das Hamburger Unternehmen hatte vergangenes Jahr das Bilderbuch „Ein Corona-Regenbogen für Anna und Moritz“ herausgebracht

Ausgestoßene der Woche: Xi bläst Halali. Carlsen fällt um.

von Kolja Zydatiss

das Kindern ab drei Jahren „die wichtigsten Tipps für Kita und Grundschule zum richtigen Verhalten in der Corona-Zeit leicht verständlich“ nahebringen will. So weit, so pädagogisch wertvoll.

Allerdings findet sich in dem Buch auch der Satz „Das Virus kommt aus China und hat sich von dort aus auf der ganzen Welt ausgebreitet.“ Das entspricht dem heutigen Wissensstand, erwies sich für den Verlag aber als Tritt ins Hornissennest. Wie Die Welt berichtet, veröffentlichte das chinesische Generalkonsulat in Hamburg Anfang März eine Mitteilung in chinesischer Sprache, in der es vor dem „latenten Sicherheitsrisiko“ warnte, das von einer „unsachgemäßen Darstellung“ in „einem Kinderbuch“ ausgehe. Das Konsulat behauptete, einen „strengen Einspruch“ an den Verlag geschickt zu haben. Der chinesische Staat will Äußerungen zum mutmaßlich chinesischen Ursprung des Virus nicht hören und arbeitet seit Monaten daran, Alternativerklärungen (etwa dass Covid-19 über Tiefkühlprodukte oder das US-Militär ins Land gelangt sein könnte) zu streuen.

Am 5. März veröffentlichte der Carlsen Verlag dann auf seiner Homepage eine Entschuldigung. „Die Aussage, die im Buch ein Kind zur Herkunft des Virus traf, entsprach dem damaligen Stand der Berichterstattung, wir würden sie heute so nicht mehr formulieren“, heißt es dort. Die Auslieferung des Buches sei mit sofortiger Wirkung gestoppt worden. Noch vorhandene Exemplare würden vernichtet, die Korrektur der Nachauflage sei bereits veranlasst.

Man könnte zu dem Schluss gelangen, der Verlag habe auf Druck des Konsulats eingelenkt. Doch laut Welt ist es nicht so einfach. Carlsen habe gegenüber der Zeitung angegeben, keine „direkte Mitteilung“ des Generalkonsulats „wahrgenommen“ zu haben. Stattessen habe man auf „zahlreiche Zuschriften“, scheinbar von Privatpersonen, reagiert, auf zahlreiche negative Amazon-Rezensionen sowie auf einen Artikel in der Global Times, der behauptet habe, die chinesische Community in Deutschland sei über das Buch verärgert. 

Eine koordinierte Aktion der chinesischen Propaganda?

Allerdings ist die Global Times ein von der chinesischen KP gesteuertes Propagandamedium. Laut Welt wurde in dem Global-Times-Artikel über das Kinderbuch keiner der zitierten Kritiker namentlich genannt. Auch bei den negativen Amazon-Bewertungen lässt sich nicht überprüfen, ob diese von echten Menschen stammen. Hat der deutsche Verlag in diesem Fall eine koordinierte Aktion der chinesischen Propaganda als Graswurzel-Empörung über vermeintlichen Rassismus fehlgedeutet? Vieles deutet darauf hin.

Allerdings gab es in Deutschland auch Kritiker des Buches, die wohl nichts mit dem chinesischen Staat zu tun haben. Marius Meinhof, Soziologe an der Universität Bielefeld, schrieb auf Twitter, dass es klar sei, dass deutsche Kinder ihren Frust über so einen Satz an chinesischen Kindern auslassen würden. Die Politikwissenschaftlerin Liya Yu warf dem Kinderbuch wegen des betreffenden Satzes sogar „Entmenschlichung“ vor. Die Agenda der westlichen „Generation Woke“, die überall nichts als Rassismus sieht, scheint hier also im Einklang mit den Zielen der chinesischen Staatspropaganda gestanden und deren Effekt verstärkt zu haben.

Der linke, Lockdown-skeptische Blog NachDenkSeiten klagt indessen, dass er von Facebook und Google ausgestoßen wird. „Einzelne Beiträge der NachDenkSeiten verschwinden auf mysteriöse Art und Weise auf Facebook in der Versenkung. Ein klares Muster ist dabei nicht zu erkennen. Fest steht jedoch, dass die Algorithmen von Facebook dafür sorgen, dass Nutzer dieser Plattform bestimmte Artikel von uns nicht zu Gesicht bekommen. Noch radikaler geht der Algorithmus von Google zu Werk. Seit dem letzten Update des Algorithmus hat sich die ‚Sichtbarkeit‘ der NachDenkSeiten in der Suchmaschine mehr als halbiert. Warum? Das wissen auch wir nicht“, schreibt der Redakteur der Plattform Jens Berger.

Im Mai 2020 überarbeitete Google offenbar seinen Suchalgorithmus v.a. zuungunsten sogenannter „Your Money or your Life“ (YMYL) Seiten. Damit sind Webangebote gemeint, die angeblich ungenaue, unwahre oder irreführende Informationen enthalten, die sich negativ auf das Glück, die Gesundheit oder die finanzielle Stabilität der Leser auswirken könnten. Laut Berger halbierte sich die Sichtbarkeit der NachDenkSeiten just nach diesem Google-Update. 

Jens Berger bemerkt außerdem, dass Google seit kurzem bei seinem Namen, sowie bei den Namen der NachDenkSeiten-Redakteure Albrecht Müller und Tobias Riegel als allererstes die automatische Suchvervollständigung „AfD“ vorschlägt. „Das ist insofern erstaunlich, da bekanntlich weder Albrecht Müller noch Tobias Riegel oder ich irgendetwas mit der AfD zu tun und – wenn überhaupt – nur kritisch über diese Partei geschrieben haben.“ Vom selben Phänomen sei auch der Handelsblatt-Journalist Norbert Häring betroffen. 

Ich habe diese Namen vorgestern selbst bei Google überprüft, und es stimmte. Bei Achgut-Herausgeber Dirk Maxeiner passiert übrigens das Gleiche, bei der Suche nach seinem Co-Herausgeber Henryk M. Broder allerdings nicht, da wird mir als Auto-Vervollständigung als erstes „aktuell youtube“ vorgeschlagen und „AfD“ befindet sich überhaupt nicht unter den Vorschlägen. Man könnte fast meinen, die Suchmaschine habe vor Broder ein wenig Schiss. 

Gut, dass es Amazon noch nicht zu Darwins Lebzeiten gab

Letzte Woche berichtete diese Kolumne darüber, dass der Onlineversandriese Amazon das 2018 erschienene (trans)gender kritische Sachbuch „When Harry Became Sally: Responding to the Transgender Moment“ von Ryan T. Anderson spurlos hat verschwinden lassen. Wie der Autor und Mediziner Sebastian Rushworth auf seiner Webseite mitteilt, ist seinem Buch „Covid: why most of what you know is wrong“ (Covid: Warum das meiste, was Sie wissen, falsch ist) das Gleiche passiert. Es darf einfach nicht über die Vertriebskanäle von Amazon verkauft werden.

Im Gegensatz zu Anderson weiß Rushworth zumindest, warum. Amazon habe seinem Verleger mitgeteilt, dass es seine Kunden für „Rat bezüglich der Prävention und Behandlung des Virus“ an „offizielle Quellen“ verweist. Gut, dass es Amazon noch nicht zu Charles Darwins Lebzeiten gab. Sein Hauptwerk „Über die Entstehung der Arten“ wäre den Lesern wohl vorenthalten worden, im Warenkorb wäre stattdessen zwangsläufig die Bibel gelandet.

Überhaupt wurde in der angloamerikanischen Welt diese Woche viel gecancelt. Winston Marshall, Gitarrist und Banjo-Spieler der britischen Folkband Mumford & Sons, brachte Linkstwitter gegen sich auf, als er in einem inzwischen gelöschten Post das Antifa-kritische Buch „Unmasked“ des US-Journalisten und Trump-Anhängers Andy Ngo lobte und diesen als „mutigen Mann“ bezeichnete. Wer Andy Ngo gut findet, und die Antifa schlecht, der kann nur „Fa“ sein, so die stupide Logik der Berufsempörten, und so wurde der Musiker als „Nazi“, „Faschist“ und „Rechtsextremist“ beschimpft. Viele forderten, dass Marshall die Band verlassen soll.

Prompt folgte die obligatorische Entschuldigung und Selbstkritik: „In den letzten Tagen habe ich den Schmerz, den das Buch, das ich unterstützt habe, verursacht hat, besser verstanden. Ich habe nicht nur eine Menge Leute beleidigt, die ich nicht kenne, sondern auch diejenigen, die mir am nächsten stehen, einschließlich meiner Bandkollegen, und das tut mir aufrichtig leid“, zitiert msn.com den 33-Jährigen, der sich nun eine Auszeit von der Band nehmen will.

Meghan nicht mal glauben, wenn sie den Wetterbericht vorliest

Ebenfalls in Großbritannien hat die Fernsehpersönlichkeit Piers Morgan ihren Job als Moderator der ITV-Show „Good Morning Britain“ verloren. Mit Bezug auf das jüngste Interview von Herzogin Meghan Markle und ihrem Ehemann Prinz Harry im amerikanischen Fernsehen sagte Morgan in seiner Sendung am Montag, er glaube Meghan nicht, dass sie Depressionen und Suizidgedanken gehabt hätte. „Ich würde ihr nicht mal glauben, wenn sie den Wetterbericht vorliest.“

Es kam zu einem Streit mit seinem schwarzen Co-Moderator Alex Beresford, in Folge dessen Morgan wütend aus dem Studio stürmte. Bei der Medienaufsichtsbehörde Ofcom gingen mehr als 41.000 Beschwerden über den Moderator ein. Experten und Beratungsstellen warfen Morgan vor, er bagatellisiere psychische Erkrankungen. (Quelle: Spiegel)

Kein Geld für Hitze!

Die britische Zeitung Daily Express, die auch das Webportal Express Online betreibt, wurde diese Woche von einer mysteriösen grünen Kampagne namens „Stop Funding Heat“ (zu Deutsch etwa: Kein Geld für Hitze) unter Druck gesetzt. Dabei handelt es sich offenbar um einen Ableger der Gruppierung „Stop Funding Hate“ (Kein Geld für Hass), die v.a. gegen konservative und einwanderungskritische Medien gerichtete Werbeboykotte organisiert.

Stop Funding Heat hat keine Webseite oder gar eine physische Präsenz und existiert nur als eine Facebook-Seite und ein Twitter-Account. Aber das reicht heute offenbar, um die redaktionelle Ausrichtung eines Mediums zu diktieren. Wie das Online-Magazin Spiked berichtet, forderte der Twitter-Account die Löschung einer Reihe von Express-Artikeln über den Klimawandel. Nach sechs anprangernden Tweets, in denen u.a. ein wichtiger Geldgeber der Zeitung, das Energieunternehmen Octopus Energy, markiert wurde, lenkte Chefredakteur Gary Jones ein:

„Der Express verpflichtet sich, grüne Themen voranzutreiben, über Entwicklungen im anhaltenden Kampf gegen den Klimawandel zu berichten und echte, nachhaltige Veränderungen in unserer Lebensweise herbeizuführen. Ich bin absolut entschlossen, nicht nur positiv über Anstrengungen, Großbritannien grüner zu machen, zu berichten, sondern auch das globale Bild, das uns alle betrifft, im Blick zu behalten.“

Worum es in den gelöschten Online-Artikeln ging, lässt sich größtenteils nicht mehr rekonstruieren. Ein Beitrag, der auf web.archive.org archiviert ist, präsentiert die deutsche Influencerin Naomi Seibt, die der Neuen Rechten zugerechnet wird, als prominente Kritikerin und „Rivalin“ von Greta Thunberg.

„Frauen gehören in die Küche.“

In Schottland ist Gordon Beattie, Gründer und PR-Chef einer Kommunikationsagentur, von diesem Posten zurückgetreten. Beattie hatte auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn u.a. gepostet: „Bei Beattie Communications stellen wir keine Schwarzen, Schwulen oder Katholiken ein. Wir nehmen talentierte Menschen unter Vertrag, und interessieren uns nicht für deren Hauptfarbe, sexuelle Orientierung oder Religion. So sollte es bei jeder Firma sein.“ 

Die antirassistische, universalistische Intention ist klar, aber trotzdem bezeichnete der Geschäftsführer der Firma Beatties Worte als „realitätsfremd“. Der Gründer des Black Scottish Business Fund, Barrington Reeves, hielt sie gar für „unsensibel, rassistisch, homophob und völlig inakzeptabel“. (Quelle: Telegraph)

Auch der britische Ableger von Burger King machte diese Woche einen Rückzieher. Zum Weltfrauentag am 8. März postete Burger King UK auf Twitter den Satz: „Frauen gehören in die Küche.“ Aus den folgenden Tweets ging hervor, dass die Fastfood-Kette ihr Stipendienprogramm „Helping Equalize Restaurants“ (H.E.R.), das für mehr Chefköchinnen und andere weibliche Führungspersonen in der Restaurantbranche sorgen soll, bewerben wollte. Trotzdem gab es einen Shitstorm. Burger King löschte schnell den Tweet und entschuldigte sich. (Quelle: AdAge)

In Kanada hat indessen die Nachrichtenagentur News 1130 ein Interview mit der schwarzen Politikwissenschaftlerin Sonia Orlu gelöscht, und sich auf Twitter für dessen Veröffentlichung entschuldigt. Orlu promoviert derzeit an der Simon Fraser University in Vancouver und veröffentlichte kürzlich einen Essay mit dem Titel „Warum ich die Black Lives Matter Bewegung nicht unterstütze“. Um dieses Thema ging es auch in ihrem Interview mit News 1130. 

Der Beitrag „entsprach nicht unseren journalistischen Standards, was die Ausgewogenheit betrifft, und seine potentielle negative Auswirkung wurde nicht vollständig berücksichtigt“, teilt die Nachrichtenagentur nun mit. „News 1130 bedauert eventuell verursachtes Leid und verpflichtet sich, einen höheren journalistischen Standard zu gewährleisten.“ (Quelle)

Und im US-Bundesstaat Nevada verklagen der Oberstufenschüler William Clark und seine Mutter Gabrielle die Schule in freier Trägerschaft Democracy Prep. Die beiden werfen der Einrichtung vor, den Jungen unter großen Druck zu setzen und ihm sein Abschlussdiplom zu verweigern, weil er nicht an der antirassistischen Schulung „Sociology of Change“ (Soziologie der Veränderung) teilnehmen wollte. In diesem Kurs geht es offenbar darum, seine diversen „Identitäten“ und damit angeblich verbundene „Privilegien“ kritisch zu reflektieren.

Der Kläger ist gemischtrassig in einer ansonsten schwarzen Schulklasse und noch dazu Christ und wurde daher im Kontext der Lehrveranstaltung als „Unterdrücker“ kategorisiert, schreibt Wendy Kaminer im Tablet Magazine. Weil Clark den Kurs abbrach, bekam er die Note „nicht bestanden“. Ein Richter am Bundesbezirksgericht hat den Unterrichtsinhalt in einer Vorverhandlung als „Indoktrinierung“ bezeichnet. Eine Entscheidung in dem Fall steht allerdings noch aus. 

Zum Schluss noch ein Blick nach Frankreich. Dort müssen zwei Dozenten der Hochschule Science Po Grenoble um ihr Leben fürchten. Im November letzten Jahres hatte der Germanist K. aus Stuttgart, der seit mehr als 20 Jahren in Grenoble lehrt, die Streichung des Begriffs „Islamophobie“ aus dem Titel eines antirassistischen Workshops gefordert. Er nannte diesen Begriff eine „Propagandawaffe von Extremisten“. Der Titel wurde tatsächlich geändert. Seitdem sind K. und der Politikwissenschaftler T., der sich mit ihm solidarisierte, allerdings Opfer einer Kampagne von muslimischen und linken Studenten, die versuchen, die beiden Männer in eine rechtsextreme Ecke zu stellen.

Vor einigen Tagen eskalierte der Streit, als die vollständigen Namen der beiden Dozenten sowie die Parole „Faschisten in unseren Hörsälen! Professor K. Entlassung! Die Islamophobie tötet!“ in großen Lettern an das Unigebäude plakatiert wurden, eine Aktion, die von der Studentengewerkschaft Unef unterstützt wurde. K. und T. stehen nun unter Polizeischutz. Politik und Medien ziehen Parallelen zu der Ermordung des Gymnasiallehrers Samuel Paty durch einen Islamisten vergangenen Oktober. K. hat gegenüber den Medien angegeben, dass auch seine Freundin und sein Sohn seit der Plakataktion in Angst lebten. (Quellen: FAZSüddeutsche)

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Autor: Achgut
Bild Quelle: Archiv


Freitag, 12 März 2021

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