In Gaza kann ein Gespräch über Frieden lebensgefährlich sein

In Gaza kann ein Gespräch über Frieden lebensgefährlich sein


Weil er mit Israelis sprach, wurde ein Aktivist in Gaza gefoltert und gezwungen, sich von seiner Frau zu scheiden, der Tochter eines Hamas-Funktionärs.

In Gaza kann ein Gespräch über Frieden lebensgefährlich sein

Nach monatelanger Folter und Verhören in einem Hamas-Gefängnis wurde ihm ein unkonventionelles Angebot gemacht, sagt der palästinensische Aktivist Rami Aman: Lass dich von deiner Frau scheiden und du kannst gehen.

Aman hatte vor kurzem einen Ehevertrag mit der Tochter eines Hamas-Funktionärs unterschrieben. Die herrschende islamische Terrorgruppe wollte offenbar jeden Anschein zerstreuen, dass sie Amans Kontakt zu israelischen Friedensaktivisten unterstützen würde. Er habe dem Druck schließlich nachgegeben. Jetzt sei die Liebe seines Lebens gegen ihren Willen aus Gaza fortgebracht worden und er wird sie vielleicht nie wieder sehen. (…)

Aman dachte nicht, dass er etwas Subversives tat, als er im letzten April an jenem verhängnisvollen Zoom-Gespräch teilnahm. Während der weitgehenden Schließungsmaßnahmen zu Beginn der Coronavirus-Pandemie wollte Aman den „doppelten Lockdown“ im Gazastreifen diskutieren, der seit 14 Jahren unter einer strengen israelisch-ägyptischen Blockade gegen die Hamas leidet, die Waffen in die Enklave schmuggelt. (…) Über zwei Stunden lang sprachen Aman und seine Gruppe von Friedensaktivisten, das Gaza Youth Committee, mit Dutzenden von Israelis über Koexistenz. (…)

Aman berichtet, dass er und sieben Mitglieder seiner Gruppe am 9. April von der Behörde für innere Sicherheit vorgeladen wurden, die sich mit Dissidenten und Menschen befasst, die der Spionage für Israel beschuldigt werden. Ihm wurden die Augen verbunden und er wurde schnell in den „Bus“ gesteckt wurde, einen Raum, in dem Häftlinge gezwungen werden, für Tage oder Wochen am Stück mit nur wenigen Unterbrechungen in winzigen Kindergartenstühlen zu sitzen. (…) Die Verhörfragen konzentrierten sich auf das Zoom-Treffen und wer dahintergesteckt haben könnte. Aman wurde beschuldigt, mit Israel zu kollaborieren – ein Verbrechen, auf das die Todesstrafe steht.

Er sagt, er habe 18 qualvolle Tage im „Bus“ verbracht, bevor er in eine winzige Zelle verlegt wurde. Dann nahm die Befragung eine seltsame Wendung. Nur zwei Monate zuvor hatte Aman einen Heiratsvertrag mit der Tochter eines Hamas-Funktionärs unterzeichnet, der sich im ägyptischen Exil befindet. (…)

Aman sagte, dass seine neu angetraute Ehefrau mit ihm verhaftet wurde, aber sie wurden schnell getrennt. „Sie will dich nicht“, sagte ihm ein Offizier. „Es ist besser, ihr beide lassen euch scheiden.“ (…)

Zwei Monate lang habe er dem Druck widerstanden, sich von ihr zu trennen. Am 28. Juni besuchte sie ihn schließlich und teilte ihm mit, dass sie auf Kaution freigelassen worden sei. „Das war nicht die Frau, die ich kannte“, sagt er. „Es war klar, dass sie unter starkem Druck stand.“

Mitte August habe er schließlich die Scheidungspapiere unterschrieben, nachdem ihm versprochen wurde, dass er dann am nächsten Tag freigelassen werden würde. Dennoch blieb er zwei weitere Monate in Gefangenschaft. Am 25. Oktober öffnete Ägypten seine Grenze zu Gaza, um einer Hamas-Delegation die Reise nach Kairo zu ermöglichen.

Am nächsten Tag verurteilte ein Hamas-Gericht Aman wegen des vagen Vorwurfs der „Schwächung des revolutionären Geistes“. Er wurde mit einer Bewährungsstrafe entlassen. Erst jetzt erfuhr Aman, dass seine Frau mit der Hamas-Delegation nach Ägypten gebracht und ihrer Familie übergeben worden war. (…)

Für den Moment hat Aman sich von politischem Aktivismus verabschiedet. „Jetzt habe ich meinen persönlichen Kampf zu führen: zu meiner Frau zurückzukehren.“

(Aus dem Artikel „After call with Israelis, Gaza activist tortured by Hamas, forced to divorce“, der von der Times of Israel veröffentlicht wurde. Übersetzung von Florian Markl von Mena-Watch.)


Autor: Redaktion
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Sonntag, 04 April 2021

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