Wie die Türkei am laufenden Band internationale Krisen produziert

Wie die Türkei am laufenden Band internationale Krisen produziert


Praktisch jeden Monat bricht die Türkei eine neue internationale Krise vom Zaun. Aktuell gibt sie wieder einmal den „Verteidiger des Islam“.

Wie die Türkei am laufenden Band internationale Krisen produziert

    Die Türkei bemüht sich darum, eine Krise mit Frankreich, die sie weitgehend mutwillig vom Zaun gebrochen hat, zu nutzen, um ihren Einfluss in der islamischen Welt zu verstärken, indem sich Ankara als „Verteidiger“ des Islam in Szene setzt. Die künstlich herbeigeführte Kontroverse beruht auf der Behauptung, dass Frankreich „islamfeindlich“ sei und dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Karikaturen verteidigt habe, die für Muslime anstößig seien.

Die Karikaturen-Kontroverse geht ein halbes Jahrzehnt zurück und wird jetzt wieder hochgekocht, nachdem ein Extremist in Frankreich einen Lehrer ermordet hat. Anstatt den Mörder und seine Tat zu verurteilen, haben der türkische Präsident und die Medien den Mord dazu benutzt, auf Frankreich einzudreschen. Die jüngsten diesbezüglichen Schritte der Türkei beinhalteten den Vergleich von Muslimen in Europa mit Juden vor dem Holocaust sowie den Aufruf zum Boykott französischer Waren. Dieser Schritt ist mit Katar koordiniert und wird auch vom iranischen Regime vorangetrieben.

Die Art und Weise, wie Ankara diese Krise herbeigeführt hat, ähnelt anderen erfundenen Krisen, die von der rechtsextremen türkischen Regierung von Recep Tayyip Erdogan und der Unterstützung (…) vorangetrieben wurden. Seit dem vergangenen Jahr hat die Türkei jeden Monat eine neue Krise hervorgerufen: mit den USA in Syrien im Oktober 2019, dann mit Libyen und Ägypten, mit Europa, Russland, dem syrischen Regime, wieder mit Libyen, Griechenland, Zypern und dem Irak, dann mit Armenien, wieder mit Griechenland, dann erneut mit Armenien und Griechenland zuletzt mit Frankreich.

Die Türkei hat den Irak bombardiert, ist in Syrien einmarschiert und hat ethnische Säuberungen gegen Kurden durchgeführt, ist in Libyen eingefallen, hat die französische Marine auf See herausgefordert, griechische F-16 schikaniert, das russische Luftabwehrsystem S-400 installiert und Aserbaidschan zu einem Krieg gegen Armenien gedrängt, während sie syrische Söldner, die von Ankara bezahlt werden, in Libyen und Aserbaidschan in den Kampf schickt und mit Drohnen kurdische Aktivisten in Syrien und im Irak angreift. Und die ganze Zeit über behauptet sie, die Türkei kämpfe nur gegen den „Terrorismus“.

Die Türkei war zweimal Gastgeber für hochrangige Treffen mit der Hamas, hat damit gedroht, „al-Aqsa zu befreien“, und sagte unter Bezugnahme auf die israelische Hauptstadt, dass „Jerusalem uns gehört“. Gleichzeitig beleidigte sie den demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und nahm die Trump-Administration wegen deren Unterstützung Israels ins Visier.

Die Ursprünge der Angriffe auf Frankreich gehen auf den November 2019 zurück, als der türkische Staatschef Macron als „hirntot“ verurteilte. Die Äußerungen sind Teil eines zunehmenden Crescendo in den Äußerungen des türkischen Regimes, das zunehmend auf Europa einprügelt. Im Januar behauptete der türkische Außenminister, Europa sei voll von „rassistisch verwöhnten Kindern“, die „wissen sollten, wo ihr Platz ist“. (…)

Am 26. Oktober rief der türkische Präsident zu einem Boykott französischer Waren auf. Die Zuspitzung war eine reine Erfindung. Frankreich hatte der Türkei nichts getan, und es gab weder neue „anti-islamische“ Kommentare aus Frankreich noch irgendwelche Aktionen aus Paris, auf die sich der plötzliche „Boykott“ beziehen hätte können. (…)

Der Iran ist der türkischen Erzählung gefolgt und hat französische Diplomaten zu Konsultationen einbestellt. Pro-türkische Medien haben auch auf Proteste im gesamten Nahen Osten gedrängt und versucht, den Boykott Frankreichs in eine globale „islamische“ Sache zu verwandeln. Das bringt viele muslimische Länder in eine schwierige Lage, da sie einerseits als offensiv betrachtete Karikaturen in Frankreich nicht verteidigen wollen, sich aber andererseits fragen, woher diese plötzliche Krise kommt, wo doch Frankreich in letzter Zeit scheinbar nichts getan hat, was Anlass dafür geben würde.

(Aus der Analyse „How Turkey manufactured a ‚crisis‘ with France over ‚cartoons‘“, die in der Jerusalem Post erschienen ist. Übersetzung von Florian Markl.)


Autor: Mena Watch
Bild Quelle: Von Kremlin.ru, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64267815


Mittwoch, 28 Oktober 2020

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